Bildtafeln im Wandel

Während meiner Bildanalyse fertige ich stets Bildtafeln an. Wenn ich Bilder identifiziere, die sich hinsichtlich eines Themas und/oder gestalterischer Aspekte ähneln, dann landen diese auf einer Tafel. Allerdings liegt es in der Simultanität der Bilder begründet (dem besonderen Unterscheidungsmerkmal zu Texten), dass Bilder einer längeren Anschauung als Texte bedürfen, da sie sich erst mit der Zeit entfalten. Oft habe ich zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass ich ein eigentlich hervorstechendes Merkmal, trotz mehrmaliger Betrachtung, erst sehr spät von meinem Auge erkannt wurde. Dies ist ein „verrückter“ Moment, da man sich der Vielschichtigkeit von Bildern im Alltag oft nicht bewusst ist und dieser zeigt, dass sich Bilder erst innerhalb eines gewissen zeitlichen Umfanges und mehrmaliger Anschauung entfalten.

Daher kommt es auch, dass die Bildtafeln sich stets in einem Wandel befinden, den ich hier dokumentieren und teilen möchte. Eine erste Erweiterung betrifft die 1. Bildtafel von letzter Woche, die ich heute erneut zeigen werde:

In der zweiten Version ist zwar kein Bild hinzugekommen oder entfernt worden, allerdings habe ich offensichtlich die Anordnung geändert. Diese folgt dem „Scrabble-Prinzip“ – ähnliche Bildmotive/Bildgestaltungen werden in Reihe gelegt. Eine Reihe steht demnach für einen Zusammenhang. Auf diese Weise erhoffe ich mir eine bessere visuelle Nachvollziehbarkeit beim Betrachter sowie dessen Aktivierung hinsichtlich der gezeigten Sachverhalte. Welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede könnt ihr in den Bildern sehen?

Allen Frohe Weihnachten Ostern ;)

Aller Anfang ist schwer und die 1.Bildtafel

Wie fängt man an einen ganzen Stapel von Bildern zu analysieren, die noch dazu so unterschiedlich von Inhalt und Gestaltung sind?

 

Einen sehr interessanten Ansatz bietet der Kunsthistoriker Aby Warburg, der eine ganz besondere Arbeitsweise hervorgebracht hat und einen Vorschlag zur Auslegung von Bildern. In seinem Hauptwerk, dem „Bilderatlas MNEMOSYNE“, welches auch sein letztes Werk darstellt, sammelt er vor allem antike Kunstwerke und präsentiert diese thematisch sortiert auf Bildtafeln. Warburg ging es dabei vor allem um visuelle Anschaulichkeit und Nachvollziehbarkeit (Vgl. Rösch 2010, 97). Stets bearbeitete er die Bildtafeln hinsichtlich des Themas, der Gruppierung oder der Reihenfolge, so dass diese sich immer im Fluss befanden. Sein Ziel war die Aufstellung von endgültigen Bildtafeln, was er wegen seinem frühzeitigem Tod leider nie selbst beenden konnte. Aus heutiger Perspektive wirkt die Suche nach „Endgültigkeit“ überholt, da sie wenig Anschluss für moderne Konzepte wie Relationalität und Konstruktivität bietet. Ich möchte die Bildtafeln daher vielmehr nutzen, um eine intersubjektive Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten, indem ich den Prozess hin zu einem Ergebnis darstelle.

Die Bildtafeln spiegeln demnach den Forschungsprozess wider und sie sind ein Mittel zur Präsentation von Bildern. Zudem ist das Besondere an dieser Art der Bildauslegung, dass sie ohne Worte auskommt – damit nicht den Betrachter lenkt und dieser selbst aktiv  Assoziationen und Bedeutungen setzen kann. Dies war auch explizit von Warburg gewollt, so lud er stets Interessierte in sein Haus ein, die Tafeln zu betrachten und weiterzuentwickeln.

Die Auslegung von Bildern auf einer solchen Bildtafel hat sich für mich und meine Forschung als sinnvoll erwiesen, da diese von der Simultanität der Bilder ausgeht und ein zusammenschauendes und vergleichendes Sehen realisiert wird. Weiterhin ist es mir möglich auf den Tafeln eine Vielzahl von Bildern zu vergleichen und kontrastieren und somit den Korpus in seiner Vielfalt zu nutzen und wiederzugeben.

Im letzten Post habe ich geschrieben, dass ich einzelne Schritte der Auswertung hier mit euch teilen möchte. Diese Schritte werde ich euch in Form von Bildtafeln zeigen, die sich auch bei mir ständig ändern, neue hinzukommen und andere wieder verworfen werden. Nun folgt also meine erste Bildtafel:

Bewusst gebe ich keine Erläuterungen zur Bildtafel, da mein Ziel nicht die Übersetzung der Bilder ist, sondern lasse diese in ihrer Gruppierung für sich sprechen. Bei jeder Bildtafel lade ich euch ein, eure Gedanken, Assoziationen, Überraschungen und Ideen mit mir zu teilen – hier in den Kommentaren, auf Facebook oder auf Twitter – also was sagt ihr?